„Diese Studie ist ein weiteres Beispiel für die Schlüsselrolle, die Tiere unter menschlicher Obhut bei der Gewinnung grundlegender Erkenntnisse über die Biologie ihrer Artgenossen spielen“, betont Javier Almunia, Direktor der Loro Parque Fundación.
Ein Forschungsteam des Instituts für Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit (IUSA) an der Universität von Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) hat in enger Zusammenarbeit mit der Loro Parque Fundación erstmals die Struktur und Ultrastruktur der Hypophyse von Schwertwalen (Orcinus orca) umfassend beschrieben. Diese Erkenntnisse markieren einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis des neuroendokrinen Systems dieser als Spitzenprädator geltenden und für den Schutz mariner Ökosysteme symbolträchtigen Art.
Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Frontiers in Neuroanatomy im Rahmen des Schwerpunktthemas „New Insights in Marine Mammal Neurosciences“ veröffentlicht. Es handelt sich um die erste gezielte Untersuchung des neuroendokrinen Systems bei Schwertwalen, mit besonderem Fokus auf die Adenohypophyse – den vorderen Teil der Hypophyse –, die bei wesentlichen physiologischen Prozessen wie der Stressreaktion eine Schlüsselrolle spielt. Zudem werden die Struktur der Neurohypophyse und ihre funktionale Verbindung mit dem Hypothalamus, dem zentralen Steuerungsorgan der Hormonregulation, detailliert beschrieben.
Um diese bahnbrechenden Erkenntnisse zu gewinnen, setzte das Forschungsteam auf einen multidisziplinären Ansatz mit modernsten Methoden wie Computertomographie (CT), Histologie, Immunhistochemie und Transmissionselektronenmikroskopie (TEM). Diese Kombination ermöglichte eine beispiellose anatomische, zelluläre und subzelluläre Charakterisierung und schuf eine solide morphologische Grundlage für künftige endokrinologische Studien an Schwertwalen und anderen Meeressäugern.
Der Zugang zu wertvollen biologischen Proben wurde durch das langjährige Engagement der Loro Parque Fundación für Forschung und Naturschutz möglich. Schwertwale in menschlicher Obhut, die Teil eines streng überwachten Tierwohlprogramms sind, ermöglichen die Erfassung von Daten und Indikatoren, die aufgrund extremer Bedingungen und begrenzter Zugänglichkeit in ihrem natürlichen Lebensraum praktisch unmöglich zu erheben wären.
In diesem Zusammenhang betonte der Direktor der Loro Parque Fundación, Javier Almunia, dass „diese Studie ein weiteres Beispiel für die Schlüsselrolle ist, die Tiere unter menschlicher Obhut bei der Entdeckung grundlegender Erkenntnisse über die Biologie ihrer Artgenossen spielen. „Die Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit ist entscheidend, um unser Wissen über Meeressäuger weiter auszubauen“, betont Almunia.
Die Studie wurde von Paula Alonso Almorox, Doktorandin am IUSA unter der Leitung von Professor Antonio Fernández, mit Unterstützung der Stiftung „la Caixa“ durchgeführt. Alonso ist die erste Doktorandin dieser Institution an der ULPGC und die erste Tierärztin Spaniens, die dieses renommierte Stipendium erhält – ein Erfolg, der den One Health-Ansatz als integratives Konzept für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt stärkt.
„Ein vertieftes Verständnis des neuroendokrinen Systems von Walen – und insbesondere von Schwertwalen – ermöglicht es uns, ihre Physiologie besser zu erfassen. Langfristig wollen wir so ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden umfassender und präziser bewerten, um zum Schutz dieser ökologisch so bedeutenden Art beizutragen“, erklärt Alonso.
Diese Arbeit erweitert nicht nur die vergleichende Neuroanatomie und die veterinärmedizinische Forschung an Meeressäugern, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für den praktischen Artenschutz und festigt die internationale Vorreiterrolle der Loro Parque Fundación im Bereich der angewandten Meeresforschung zum Schutz der marinen Biodiversität.